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1970/ 5/ 6  F. Krapp, Vogelbeobachrungcn auf dcn .Agadischcn Inscln  281

Strasse erreichbar ist und auch einen Anlegeplatz fiir Boote hat. Die Siedlung
liegt auf dem ostlichen Plateau und besitzt einen Fischerhafen. Der Tbunfisch-
fang des Unternehmens Florio ist seit alters her ein bedeutender Erwerbszweig
(Fr iihjahr). Aus dem lokalen quarternaren Kalktuff im Osten wer<ien noch immer
mit Seilen Bl&ke als Baumaterial geschnitten. A uf den Sohlen der ehemaligen
Steinbrtiche liegen die Ganen, aber auch die Sciille der Insel. Besonders friiher
wurde durch ZuHiufe samtliches Regenwasser in diese Anlagen geleitet. Die Grund-
wasserbrunnen der Insel scheinen immer weniger benutzt zu werden, die Schopf-
werke mit Tierbetrieb sind nirgends mehr in Betrieb, meist wird mit einer elek-
trisch betriebenen Pumpe gefordert. Derzeit aber wird ein Reser voir und ein
Wasserleirungsnetz gebaut. Man will kiinftig die Insel durch Tankschiffe mit
Wasser versorgen. Es gibt bereits mehrere vielstockige \Vohnhauser, die die bisher
iibliche Bauweise bald vollig ablosen werden. - In den tiefen Einschnitten der
Garten Favignanas herrschcn giinstige Bedingungen fiir den Pflanzenwuchs:
Schutz vor den Seewinden, Grund- und Regenwasser und ein relativ reicher Bo-
den (der beste der Inseln). Hier herrscht auch das reichste Wirbelcierleben. Der
ganzjahrige Charaktervogel ist Sylvia melanocephala. Auf kleinen Gebieten der
Insel gibt es Wiederaufforstung, doch ware wohl noch viel z u leisten, auch an
Aufklarungsarbeit. Macchie gibt es nur an winzigen Flecken, da auch das gesamne
Berggebiet als Schafweide dient. - favignana zahlt uber 5000 (gemeldete) Be-
wohner, doch sind davon iiber 2000 ausserhalb der Insel beschafcigt und erhalten
so die zuriickgebliebenen Verwandten. E in Gefangnis mit Arbcitshaus besteht
nach wie vor, da man solche Anstalten gern auf Inseln a nlegt.

    Lèvanzo, die kleinste Insel (weniger als 6 km2), ist grossteils bergig. Zwi-
schen zwei etwa parallelen Ketten liegt eine ebene Senke, die landwirtschaftlich
genutzt ist. Die hochsten Erhebungen sind 278 bzw. 201 m hoch. Bedingt durch
die Kleinheit und geringe Besiedlung (nur wenige hundert Menschen im einzigen
Ort) hat sich stcllenwcise noch urspriingliche Macchie erhalten. Dic Wiederauf-
forstung ist sehr gering. Susswasser fchlt vollig, cine einzige Quelle an der Kiiste
nahe dem Ort liefert brackiges Wasser zu Nutzzwecken. Im «Hochtal» wird
durch ein kompliziertes System <las auf die Suasse fallende Wasser gesammelt
und durch Zulaufe in Zisternen geleitet, von wo es bei Bedarf in die Viehtrlinken
gepumpt wird. Ein ahnliches System besitzt die Villa Bulgarella: Die schrag ste-
henden Platten unterhalb des den Ort iiberragenden Felsens sind k iinstlich ab-
gedichtet und lassen das Wasser in ein Reservoir laufen. - Die Bevolkerung be-
steht aus Fischern und einer Handvoll Bauern. Beriihmt wurde <iic I nsel durch die
Entdeckung von steinzeitlichen Hohlenzeicbnungen aus verschiedenen Epochen,
e'in Beweis, dass Lèvanzo und vermutlich aucb Favignana noch in vorgeschicht-
licher Zeit landfest mie Sizil icn verbunden waren.

     Marèttimo, die landfernste Insel (37 km von Trapani, etwa 130 km von Kap
Bon in Tuncsicn) hac etwa 13 km2 OberfHi.che. Sie ist sehr gebirgig und erreicht
bei einer maximalen U nge von noch nicht 8 km bedeutende Hohen (max. 686 m).
Die einzige flachere Stelle im Osten, im Wetterschutz der Berge, tdigt den Ort mit
1500 Einwohnern. Der Grossteil ist in der Hochseefischerei tatig. Viele Manner
aber sind jahrelang in Dbersee, ebenfalls als Fischer. Mit <ien Riicklagen wird die

Ausriistung beschafft, um wÌieder in der Heimat im Beruf zu bleiben. Wenige Fa-

mi lien beschaftigen sich mit der Landwirtschaft. - Durch ihre Oberflacbengestalt
ragt die Insel bei Schlechtwetter in die Wolkenzone; bei Regen reichen die Wol-
ken oft bis unter 200 m H ohe. Dadurch und auch durch den Steigungsregen gibt
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