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286  F. Krapp, Vogelbeobachwngen auf den Xgadischen Inseln  O.B.67

nella reale: Am 2. 3. 1969 ein Parchen vom «Joch» aus gesehen, das sieh i.iber die

Kettc der siidlichen Halbinseln iiber deo Pass auf deo Haog der Punta Lisandro

hinaufschraubte und i.iber die Kamme auftauchend dort Kleinvogcl jagte, baupt-

sachlich Hanflingsschwarme. Dabei schien das Paar koordinierr zu jagen: Das

d' machte den Schwarm hoch, das 9 stiess unter die Nachzi.igler. Kein Jagd-

erfolg bcobachtet.

    12) Falco peregrinus Wanderfalkc, Pellegrino, Falcone pellegrino: Wander-
falken waren bei mcinem ersten Aufenthalt 1967 sehr haufig auf Favignana und
Marèttimo, offcnbar dadurch, dass <lie Jungen von dcn Alten noch gefi.ihrt wur-
den, da man nicbt selten bis 7U drci Falken miteinander fliegen sah. Die beiden
letzten Male jedoch waren sie extrem selten, 1969 wmden nur zweimal (23. 3.,
27. 3.) an der Westkiiste Marèttimos je cio Excmplar gesichtet. Das mag mit der
cinsenenden Bruneit zusamrnenhangeo, vicllcicht war auch ein Teil der Reviere
noch nicht besetzt. Wesenclich bedenklicher ist die andere Hypothese : Von Herrn
SoRCE, Tierarzt in Porticello, erfuhr ich, dass gerade Westsizilien und hicr beson-
ders die ìtgadischcn Inseln cii epicentro• des Diebstahls von Jungfalken dureh
deutsche Falkoer seien, wobei cr eine ganze Menge von Lokaliditen auf Marètti-
mo als Herkunftsangaben nanntc. Nach deo Auski.inften des dortigen Aufsehers
des rimboschimento sollen 3- 5 Paarc auf Marèttimo bri.iten. Ein Einwohner
Marèttimos gab an, im vergangcncn Jahr (1968) einen Falken abgeschossen zu
haben. Es scheint also, dass auch dieses Rcfugium der Art schon ausserst bedroht
ist. Es ist einem halbwegs kapitalkraftigen Auslander nati.irlich ein Leichtes, bei
einigermassen freundlichem Auftreten jedc vorhan<lene Menge von Jungfalken
zu bckommen. Die Erkennrnis dtirfte sich wohl zu spat einstellen, dass dieser YOn
kurzsichtigem Eigennutz geleitcte Raubbau i.iber kurz oder lang die ganze Falk-
nerci erledigt. - 1969 konnte guter Brutcrfolg festgestellt werden (KRAPP, in
Vorbereitung). - 13} Falco naumanni Rotelfalke, Falco grillaio: Durfre neben
dem Turmfalken auf Marèttimo briitcn, unter Umstanden fri.ih er. !eh hielt das
Parchen in den crsten Felscn oberhalb des heutigen Friedhofes (s. FRANCfNI und
MESSERl) zunachst Hir Turmfalkcn, doch wunderte ich mich i.ibcr die Jagdart:
Beide jagten Kleinvogel rccht nachdri.icklich im Fluge, nachdem sic sie vom
Boden aufscheuchten. Sie schlugen bei der Verfolgung richtige Haken. Docb er-
kannte ich sehr bald das charakteristische Mannchen. Viellcicht bestehen die bei-
dcn Arten durch einc gewisse nahrungsokologische Spezialisierung nebeneinander.
Systematische Beobachrungen im Gebi.et fehlen hieriiber. Der Rotelfalk ist im
Mittelmeergebiet bekannt als Fledcrmausjager, so di.irfte ihm die Umstellung auf
ziehende Kleinvogel nicht schwer fallen. Alle Inseln habcn eine relativ reiche
Fledermausfauna, auch Marèttimo, so dass auch im Sommer eine gewisse Nah-
rung~grundlage ~eben scheint. - Bisher nur von STEII'\BACHER auf dem Zug,
auch auf Favignana, etwa zur selben Zeit gesehen. - 14) Falco tinnunculus
Turmfalk, G heppio: D i.irfte wohl auf allen drci Inseln bri.iten, doch meist in eini-
gem Respekrsabstand zum Mcnschen, auf Marèttimo z. B. in den sceilen Felsen
der Erosionsschluchteo. Tst troczdem aufnilligcr als die vorige Art, da weit haufi-
gcr. Wenn roan eincn Kleinfalken riitteln sieht, ist es meist tinmmculus. Auch er
macht jagd auf Kleinvogel, doch mehr in Uberraschungs- und Bodcnjagd, wobei
er auch riittclt. Dabei sieht man ihn meist in den hoheren Lagen, wo cr sich in
deckungsrcichem Gelaode rasch iiber seine Beute bringen kann. Im Sommer diirfte
er hauptsachlich Eidechsen, Kleinsauger, und wie die vorige Art, Insekten jagen.
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